Architekt:
Drewes + Strenge Architekten, Bahnhofstraße 10a, 33442 Herzebrock-Clarholz, www.drewesstrenge.com
Objektbeschreibung:
Bauen im Bestand befasst sich mit der architektonischen Symbiose von Alt und Neu, angefangen bei kleinen Ergänzungen bis hin zu Totalumbauten, die den Bestand oft nicht mal mehr erahnen lassen. Bauen im Bestand befasst sich aber auch mit bestehenden Auffassungen und Konventionen der Bewohner, die recht ausgeprägt sein können, wenn es um ein Mehrgenerationenhaus geht. Das Wohnhaus in Oelde teilen sich 3 Generationen: die Großeltern bewohnen das Erdgeschoß, das Dachgeschoß und den Spitzboden haben die Tochter und ihr Mann für sich und ihre drei Kinder ausgebaut.
Nach mehreren Änderungen im Inneren wünschte sich die jüngere Generation auch einen zeitgemäßen architektonischen Ausdruck, der eine Identifikation mit dem Wohnhaus auch über die Hülle ermöglicht. Schnell zeichnete sich ab, dass weder im Rahmen des vorgegebenen Budgets, noch auf formaler Ebenen eine gesamtheitliche Lösung gefunden werden konnte, die bei beiden Parteien Zustimmung gefunden hätte. Da die primären Wünsche der Bauherren eine Garage, ein Carport sowie ein großzügiger Balkon mit Gartenzugang waren, beschränkten sich die Planungen auf genau diese Elemente, aber nicht ohne ihnen eine Fassade zuzuordnen.
Diese komplett umdefinierte Fassade markiert nun deutlich den ebenerdigen Eingang zum Obergeschoß, vielmehr aber symbolisiert sie eine andere Lebensauffassung. Es wurden, abgesehen von der rudimentären Form der Giebelfassade, keine formalen oder materiellen Anlehnungen an den Bestand gesucht oder gewünscht. Sichtbeton, Corten-Stahl, Lärchenholz, Asphalt und Zinkstahl bilden einen nüchternen Kontrast zu den roten Ziegeln des Daches und der Wände des Bestandes.
Die Doppelgarage aus Ortbeton schirmt den kleinen Garten für die Kinder von der Zufahrt her ab. Sie ist als puristische Schutzhülle konzipiert, ohne Dachpappe und Zinkdetails, mit einer offenen Entwässerung über die Rückwand. Der neue Balkon ist die Dachfläche des Doppelcarports und führt zur versteckt liegenden Außentreppe, die auf einer gepflasterten Sitzfläche auf Gartenniveau endet. Eine mattierte Glaswand und eine Bambushecke schützen den Balkon vor Einblicken und Wind. Die Corten-Stahl-Scheibe am Eingang und die Wand aus Holzscheiten hinter dem Carport dienen gleichermaßen als Sichtschutz und Gestaltungselemente, die ihre natürlichen Alterungsprozesse zeigen sollen.
Der Hausfassade selbst wurde eine neue Schicht aus einer Lärchenlattung vorgestellt, die im Bereich der Fenster noch lichtdurchlässig ist und nur durch die Corten-Stahl-Rahmung der Haustür akzentuiert wird. Die Zäsur auf der Hausecke ist somit eine radikale, stellt aber die kompromißlose Erfüllung aller Bewohnerwünsche (für den jetzigen Zeitpunkt) dar.
Fotos:
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